Grundsätze des naturnahen Gärtnerns

Standortgerechte Pflanzen

Kornrade, Foto: NABU / Carmen Schauroth
Kornrade, Foto: NABU / Carmen Schauroth

Fremdländische Gehölze, wie Forsythie, Lebensbaum, Rhododendron und Kirschlorbeer sind schön anzusehen, für die einheimische Tierwelt aber wertlos. Vögel fressen lieber die Beeren einheimischer Sträucher. Auch Wildbienen und die Raupen vieler Schmetterlingsarten sind auf bestimmte einheimische Pflanzen angewiesen.  Hinzu kommt, dass standortgerechte Pflanzen weniger krankheitsanfällig sind und kaum Dünger benötigen. Sie sind an unsere Klima- und Bodenbedingungen angepasst und somit robuster und pflegeleichter als exotische Gewächse. Vielleicht sehen manche unserer Wildpflanzen nicht ganz so spektakulär aus. Wer jedoch genauer hinschaut, dem offenbart sich ihre Schönheit im Detail.


Artenreichtum

Foto: NABU / Eric Neuling
Foto: NABU / Eric Neuling

Im Garten lassen sich nebeneinander verschiedene Kleinbiotopen schaffen, die von der Tierwelt dankend als Lebensraum angenommen werden. Eine bunte Blumenwiese zusätzlich zum Rasen lockt Bienen, Schmetterlinge und Käfer an an. Eine Hecke aus einheimischen Sträuchern bietet Unterschlupf für Vögel und Igel. Im Gartenteich leben Molche, Libellen und Wasserläufer. Fledermäuse verbringen den Tag in der Höhle des alten Apfelbaums. Auf den warmen Steinen der Trockenmauer sonnen sich Eidechsen. So könnte es aussehen, oder auch ganz anders. Ein naturnah gestalteter Garten bietet Platz für viele Bewohner.


Gärtnern ohne Gift

Pestizide versprechen unerwünschte Wildkräuter oder "Schädlinge" einfach und problemlos zu beseitigen. Viele dieser Mittel sind jedoch bienengefährlich und giftig für Fische, Frösche und eine Vielzahl weiterer Organismen. Falsch angewendet können sie großen ökologischen Schaden anrichten. Auch die menschliche Gesundheit können sie gefährden. Schützen Sie sich, den Boden, das Grundwasser und die Lebewesen in Ihrem Garten und verzichten Sie auf Roundup und Co. In einem naturnahen Garten mit robusten standortgerechten Pflanzen haben "Schädlinge" wenig Chancen. Stattdessen werden "Nützlinge" angelockt, denen sie als Nahrungsgrundlage dienen. Als Unterstützung und Stärkung können Pflanzenjauchen eingesetzt werden. 

 

Tipps, um zu verhindern, dass unerwünschte Wildkräuer überhand nehmen:

  • Schließen Sie offene Bodenstellen schnell, z.B. durch Ansaat von Wildblumenmischungen und Pflanzen zur Gründüngung. Wenn sich vorhandene erwünschte Stauden selbst aussähen können, spart das Geld und Arbeit.
  • Jäten Sie nur bei trockenem Wetter.
  • Beseitigen Sie unerwünsche Wildkräuter vor der Samenreife und stechen Sie die Wurzeln mit aus.

Gärtnern ohne Torf

Foto: NABU / Sebastian Hennigs
Foto: NABU / Sebastian Hennigs

Der Torf in unserer Blumenerde stammt aus dem Moor. In Deutschland sind fast alle Moore unwiederbringlich zerstört. Deshalb werden große Mengen Torf aus dem Ausland importiert und dort die Moorlandschaften vernichtet. Durch den Torfabbau verlieren zahlreiche Tier- und Pflanzenarten ihre Heimat. Außerdem haben Moore eine große Bedeutung für unser Klima. Obwohl sie nur drei Prozent der Landfläche unserer Erde bedecken, binden sie doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Welt. Kaufen Sie deshalb ausschließlich torffreie Blumenerde.


Arbeiten mit den natürlichen Kreisläufen

Foto: NABU / Sebastian Hennigs
Foto: NABU / Sebastian Hennigs

In der Natur fallen abgestorbene Pflanzenteile auf den Boden und werden dort von vielen kleinen Lebewesen zersetzt. So entsteht eine wertvolle Humusschicht, die für die nächsten Pflanzengenerationen genug Nährstoffe zur Verfügung stellt. Auch im Garten funktioniert dieser Kreislauf. Wenn Sie Laub und Rasenschnitt liegen lassen oder als Mulchschicht auf die Beete ausbringen, schützen Sie den Boden, führen wertvolle Nährstoffe zurück und bieten Insekten Unterschlupf für den Winter. Zusätzlich können Sie einen Laub-Reisig-Haufen für Igel anlegen. Alle anderen organischen Abfälle können an einem schattigen windgeschützten Platz kompostiert werden. So gewinnen Sie frische Komposterde und ersparen sich den Einsatz von Kunstdünger.


Bunte Blumenwiesen brauchen keinen Dünger

Nährstoffreiche Muttererde brauchen wir im Garten vor allem auf den Gemüsebeeten. Dort wollen wir, dass die Pflanzen optimal versorgt werden und uns eine reiche Ernte bescheren. Doch auf dem Rasen, der Wiese und den andere Freiflächen im Garten setzen sich bei hohem Nährstoffangebot überwiegend schnell wachsene dominante "Allerweltsarten" durch. Da haben kleine zarte Blümchen keine Chance. Je nährstoffreicher der Boden ist, desto artenärmer ist er auch. Eine vielfältige bunte Blumenwiese gedeiht am besten auf einem mageren Standort. Wo dieser nicht vorhanden ist, kann der Boden abgemagert werden. Dazu muss jede Art der Düngung eingestellt werden. Außerdem können die humusreichsten Schichten abgetragen oder Sand untergemischt werden.  Nun kann je nach Nutzung die passende Saatgut-Mischung aufgebracht werden. Dabei ist darauf zu achten, das es sich nicht nur um einjährige Pflanzen handelt, denn sonst ist die Freude an der Blütenpracht schnell vorüber. Leider sind die Samenmischungen aus dem Garten- oder Baumarkt oft vollkommen ungeeignet. Hier finden Sie eine Liste von empfehlenswerten Anbietern. 


Gefahrenquellen beseitigen

Foto: NABU / Rita Priemer
Foto: NABU / Rita Priemer

Durstige Vögel können in Wassertonnen ertrinken, Igel sogar im Gartenteich. Wasserbehälter sollten deshalb abgedeckt werden. Gartenteiche können durch Flachwasserzonen oder Ausstiegshilfen sicherer gemacht werden. Als Tränke empfehlen wir eine flache Schale, die jedoch regelmäßig gereinigt werden muss, um die Übertragung von Krankheiten zu verhindern.
Einmal hinein gefallen, kommen Kleintiere aus Lichtschächten, Kellerabgängen oder Baugruben oft nicht mehr heraus. Für Lichtschächte gibt es im Handel spezielle Abdeckungen. Eine Rampe oder ein Brett kann als Ausstiegshilfe bei Kellerabgängen und Baugruben dienen und Leben retten.


Ohne PS geht's auch

Laubsauger, Freischneider, Heckentrimmer, Häcksler - Baumärkte bieten heute einen ganzen Maschinenpark für Hobbygärtner an. Der Natur in unserem Garten und der Umwelt im allgemeinen schaden diese Geräte. Sie verbrauchen Energie, kosten viel Geld und produzieren Lärm und Abgase. Durch den Sog bzw. die Klingen werden Insekten getötet, Igel und andere Kleintiere können verletzt werden. Dabei sind elektrische bzw. benzinbetriebene Geräte in den meisten kleinen oder mittelgroßen Gärten überflüssig. Sie können ersetzt werden durch Handarbeit, Kompostieren oder Wiederverwendung des organischen Materials.