Naturnahe Gartenteiche gestalten

 Ein naturnaher Teich wird schnell von unzähligen Tieren erobert: Libellen umschwirren das Gewässer und legen ihre Eier ab; Frösche, Molche und Kröten finden sich ein; Vögel trinken und baden an warmen Sommertagen am seichten Ufer; Wasserläufer huschen über die Oberfläche. Richtig angelegt, kann ein Gartenteich zu einem Hotspot der Artenvielfalt direkt vor der Haustür werden. Was ist zu beachten, damit dies gelingt?

Bild: Sandra Malz
Bild: Sandra Malz

Größe

Die Artenzusammensetzung wird durch die Größe und Tiefe des Teiches bestimmt. Ein größerer Teich bietet eine hohe Vielfalt von Kleinlebensräumen und Versteckmöglichkeiten. Er besteht idealerweise aus drei Bereichen: eine ausgeprägten Sumpfzone am äußeren Rand (0 bis 20 cm tief), daran anschließend eine Flachwasserzone (20 bis 50 cm tief) und in der Mitte des Teiches eine Tiefwasserzone (mindestens 80 cm tief). Hier können auch mehrjährige Insektenlarven und Wasserfrösche frostfrei überwintern. Größere Teiche haben zudem oft eine stabilere Wasserqualität als kleine. Wer weniger Platz zur Verfügung hat, kann einen Miniteich oder einen flachen Lichtteich anlegen. Letzterer trocknet in trockenen Sommern aus. Seltene Amphibien, die sich rasch entwickeln und andere, an temporäre Gewässer angepasste Tierarten finden hier einen besonderen Lebensraum, weil ihre Fressfeinde keine Überlebenschance haben.


Standort

Ein heller Standort mit vier bis sechs Stunden Sonne am Tag ist optimal. Die Wasserpflanzen benötigen Licht. Zu viel Wärme kann jedoch zu verstärktem Algenwachstum führen. In Teichnähe sollten sich keine Bäume befinden, da das Laub zu einer Nährstoffanreicherung im Wasser führt und ebenfalls das Algenwachstum befördert. Außerdem können die Wurzeln die Teichfolie beschädigen.


Aufbau

Die meisten vorgefertigten Kunststoffbecken haben zu steile Ufer und werden schnell zur tödlichen Falle für Igel und andere Tiere. Deshalb empfehlen wir, die Grube für den Teich selber auszuheben und mit PVC-freier Teichfolie (mind. 1,5 mm dick) abzudichten. Die drei Tiefenzonen werden terrassenförmig angelegt und 20 bis 30 cm tiefer ausgehoben, da später Sand und Pflanzsubstrat dazu kommen. Wichtig ist ein flach auslaufendes Ufer, damit Igel und Vögel nicht ertrinken können. Bevor die Teichfolie ausgelegt wird, sollten Steine und Wurzeln entfernt werden. Zusätzlich schützt ein Folienschutzfließ oder eine 10 cm dicke Sandschicht vor Beschädigungen der Folie. Die Folie lässt sich am einfachsten faltenfrei auslegen, wenn sie eine Weile in der Sonne gelegen hat, aufgewärmt und weich ist. Sie sollte weit genug über den Teichrand hinaus gelegt und mit Steinen befestigt werden. Gartenerde ist nährstoffreich und deshalb als Bodensubstrat ungeeignet. Besser ist ein Erde-Sand-Gemisch, das ca. 20 cm dick im ganzen Teich verteilt wird. Nun kann die Bepflanzung mit einheimischen Wasserpflanzen vorgenommen werden. Die Pflanzen breiten sich im Laufe der Zeit rasch aus. Deshalb werden nur wenige benötigt. Damit Substrat und Pflanzen nicht weggeschwemmt werden, sollten sie mit Kies befestigt und das Wasser vorsichtig eingefüllt werden. Dafür kann ein Eimer an der tiefsten Stelle platziert und dort hinein der Schlauch gehalten werden.

Bild: Otto Reinhard
Bild: Otto Reinhard

Wasserpflanzen

Einheimische Wasserpflanzen erfüllen wichtige Aufgaben in einem Gartenteich. Sie filtern Nährstoffe aus dem Wasser und reichern es mit Sauerstoff an. Wassertiere finden zwischen den Pflanzen Versteckmöglichkeiten, legen ihre Eier ab, sonnen sich auf den Blättern nutzen die Stängel als Ansitz oder um in das Wasser hinein und wieder heraus zu gelangen. Wir empfehlen eine Erstbepflanzung vorzunehmen, da die selbständige Besiedlung länger dauern kann.

Beispiele für geeignete Pflanzen im Bereich der Sumpfzone

Wasserminze (Mentha aquatica)

Sumpfdotterblume (Caltha palustris)

Sumpfschwertlilie (Iris pseudacorus)

Blutweiderich (Lythrum salicaria)

Kleiner Rohkolben (Typha minima)

Beispiele für geeignete Pflanzen in der Flachwasserzone

 Schwanenblume (Butomus umbellatus)

 Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia)

 Froschlöffel (Alisma plantago-auquatica)

 Igelkolben (Sparganium emersum)

 Seekanne (Nymphoides peltata)

Beispiele für geeignete Pflanzen in der Tiefwasserzone

 Seerose (Nymphaea alba)

 Kleine Teichrose (Nuphar pumila)

 Froschbiss (Hydrocharia morsus-ranae)

 Ähriges Tausenblatt (Myriophyllum spicatum)


Besiedlung durch Tiere

Während bei den Pflanzen etwas nachgeholfen werden darf, erfolgt die Besiedlung des Teiches durch Tiere ganz von allein und lässt meist auch nicht lange auf sich warten. Tiere oder deren Entwicklungsstadien (z.B. Laich oder Kaulquappen) aus anderen Gewässern „umzusiedeln“ ist verboten und auch keineswegs sinnvoll. Es siedeln sich ganz von selbst die Tiere an, für die der neue Teich ein geeigneter Lebensraum ist. Molche, Frösche, Kröten, Libellen, Wasserläufer, Rückenschwimmer und Gelbrandkäfer sind sehr mobil und freuen sich über das neue „Biotop“. Wer einen artenreichen Teich haben möchte, sollte auf den Besatz mit Fischen verzichten. Die meisten Gartenteiche sind dafür zu klein. Außerdem fressen Fische Amphibienleich, Wasserinsekten und ihre Larven.

Wasserfrosch, Bild: Winfried Rusch
Wasserfrosch, Bild: Winfried Rusch

Literatur zum Thema

Die NABU-Broschüre "Frösche, Kröten und Molche" ist für 2 Euro im NABU-Shop erhältlich und beinhaltet eine Bauanleitung für einen naturnahen Gartenteich sowie viele weitere Informationen.

 

Beim NABU Niedersachsen erhältlich ist der NABU-Leitfaden Pflanzengesellschaften von Flachwasser-Gartenteichen.

 

Außerdem empfehlen wir das im Pala-Verlag erschienene Buch „Lebensraum Gartenteich: Gartengewässer naturnah gestalten - Bauanleitungen, Bepflanzung, Tierporträts“ von Wolf Richard Günzel.