In ihrem aktuellen Newsletter informiert die NABU-Gruppe Mittelhaardt über die Aktivitäten im vergangenen Jahr und veröffentlicht ihr vorläufiges Jahresprogramm für das Jahr 2021.
Dass hin und wieder ein Siebenschläfer in einem Nistkasten für Vögel wohnt, ist allgemein bekannt und in der Pfalz keine Seltenheit. Nicht schlecht gestaunt haben aber die NABU-Aktiven der Gruppe Mittelhaardt, als sie im September 2020 bei einer Nistkasten-Kontrolle im Forster Buch 46 Siebenschläfer vorfanden. Von den 30 geöffneten Kästen waren allein 20 mit einer Bilch-Familie oder einem Einzeltier belegt. Die kreisrunden Einfluglöcher dienen auch den Siebenschläfern als Eingang. Für die guten Kletterer ist das kein Problem. Und wenn die Öffnung mal zu klein ist, wird sie durch Einsatz der Nagezähne vergrößert. Burkhard Ort, Vorsitzender der NABU-Gruppe vermutet, dass der Alteichen-Bestand im Forster Bruch den Siebenschläfern besonders zusagt. Hier finden sie genügend Eicheln - eine wichtige Nahrungsgrundlage. Ein einzelner Gartenschläfer wurde auch entdeckt. Das ist eine kleine Sensation, denn die Art ist vor allem weiter nördlich verbreitet. Rund um Bad Dürkheim und südlich davon wurde sie in den letzten Jahren kaum angetroffen. Jetzt will die NABU-Gruppe in Ruppertsberg zwei spezielle Schläfer-Kästen anbringen. Vielleicht locken sie ja weitere Gartenschläfer an.
Die NABU-Gruppe Mittelhaardt (ehemals NABU Wachenheim/Deidesheim) wurde 1982 als DBV gegründet. Sie setzt sich mit über 350 Mitgliedern für die Belange des Natur- und Umweltschutzes ein. Im Einzugsgebiet liegen verschiedenartige Biotoptypen. So findet man hier die Feuchtwiesen und Tümpel des Forster Bruchs mit seinen Kopfweiden, den ausgedehnten Pfälzer Wald mit dem Haardtrand, die Trockenmauern der Wingertlandschaft sowie Mager- und Streuobstwiesen. Entsprechend vielfältig und interessant sind die Arbeiten, die bei uns im Laufe eines Jahres anfallen: Auf den Wiesenflächen sind Busch- und Baumwuchs zu unterbinden, die Kopfweiden sind zu schneiden und 650 Nistkästen aller Art zu betreuen. Erfolge gibt es bei der Ansiedlung der seltenen Vogelarten Steinschmätzer, Uhu, Wiedehopf und Steinkauz, deren Steinhaufen bzw. Niströhren betreut werden.
Wir freuen wir uns immer über interessierte Besucher bei unseren Vorträgen und Exkursionen und laden alle Interessierten auch herzlich zu unseren regelmäßigen NABU-Treffs ein.
Vorsitzender: Burkhard Ort
Tel.: 06322-63631
Stellvertretender Vorsitzender: Herbert Fisch
Kassenwartin: Nadja Feißt
Schriftführer: Tobias Koreng
Beisitzer: Uwe Dahlke, Jan Eilers, Maximilian Emmerling, Erwin Kiechle, Ulli Müller, Friedrich Reinert
E-Mail: NABU.Mittelhaardt[at]NABU-RLP.de
Website: www.nabu-mittelhaardt.de
Das Betätigungsgebiet des NABU Mittelhaardt liegt in der Vorderpfalz, westlich von Mannheim/Ludwigshafen, am westlichen Rand des Rhein-Grabens. Die Randlage macht unsere Arbeit abwechslungsreich, denn wir können sehr verschiedenartige Biotoptypen betreuen. Infolge der unterschiedlichen Lebensräume lassen sich hier beachtliche 90 Brutvogelarten nachweisen, wenn auch viele in zu geringer Bestandsdichte. Im folgenden wollen wir Ihnen eine Auswahl unserer Projekte vorstellen.
Nicht weinbaulich genutzt sind das Forster Bruch und die Wiesen am Bächlein Marlach. Hier drückt das im Sandstein des Berglandes rasch versickernde Wasser an die Oberfläche. Natürlich sind die Flächen heute infolge Entwässerung und Trinkwassernutzung nicht mehr so sumpfig wie früher, doch im Kontrast zu Haardtrand und Weinbergen finden wir hier feuchte Wiesen, Schilfflächen und auwaldartige Baumbestände, für deren Erhalt der NABU sich in Zusammenarbeit mit örtlichen Viehzüchter einsetzt. Dementsprechend leben hier neben anderen Pirol und Nachtigall. Leider sind typische Feuchtlandbewohner, wie Bekassine und Kiebitz seit einigen Jahren nicht mehr als Brutvögel nachweisbar. Durch regelmäßige Arbeitseinsätze, bei denen beispielsweise Kopfweiden geschnitten, Tümpel angelegt oder Säcke voller Müll gesammelt werden, versucht der NABU den Wert dieses Gebietes zu fördern.
Vor einigen Jahren hat der NABU einen Abschnitt des Goldbachs renaturiert, der jetzt von uns betreut wird.
Im Westen erheben sich die überwiegend mit Kiefern oder Buchen, aber zunehmend auch gemischt bewaldeten Hügel der Haardt. Der Pfälzer Wald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet in Deutschland. Der Boden ist Sandstein und daher relativ trocken. Genannt seien die guten Vorkommen des Schwarzspechts und von Fledertieren in guter Vielfalt und Anzahl. Der NABU betreut mehr als 600 Nistkästen, die in den Randgebieten des Pfälzer Waldes aufgehängt sind. Warum diese Unterstützung von Höhlenbrütern? In unserem Ertragswald gibt es nur wenige alte, morsche, tote Bäume, in denen Specht und Zerfall die Nisthöhlen bereiten. Unser variantenreicher Bestand an Nisthilfen für Höhlenbrüter hilft vielen Tierarten. Die Kästen sind nummeriert und tragen die Aufschrift NABU oder DBV (älter). Jährlich wird die Belegung erfasst. Die Nistkästen werden von freiwilligen Helfern gereinigt, repariert und wenn nötig ummontiert oder ergänzt.
Interesse? - Weitere Nistkasten-Betreuer gesucht! Wer möchte ein Revier betreuen?
Kontakt: Klaus Reincke, Tel. 06322-1583
Der nach Osten abfallende und daher dem Westwind und Regen abgewandte Haardtrand hat im Sommer ein fast mediterranes, trocken/warmes Klima und weist daher einige Tier- und Pflanzenarten auf, die ansonsten in Deutschland kaum vorkommen. Beispiele aus der Avifauna sind gute Bestände von Zaunammer und Steinschmätzer. Am Haardtrand sind bewusst Flächen aus der landwirtschaftlichen Nutzung heraus genommen. Wir und andere Verbände kümmern uns darum, solche Flächen von Verbuschung und Waldaufwuchs frei zu halten.
Die Ebene im Bereich unserer Verbands-gemeinden ist weitgehend als Wein- Monokultur genutzt. Der Steinschmätzer jedoch kommt damit hervorragend zurecht. Für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wingerte mussten die Hanglagen am Haardtrand in senkrecht laufenden Rebstockzeilen gestaltet werden. Zugleich mussten sie gegen die sonst unvermeidliche Erosion begrünt werden. Der Steinschmätzer braucht aber offene Erde für die Aufzucht der Küken. Zeilengrün nimmt ihm die Sicht auf seine wichtigste Ernährungsbeute. Darum musste er einen Ausweichbrutraum suchen. Diesen entdeckte er östlich der flurbereinigten Hanglagen, wo die Wingertzeilen durch Intensivpflege mit Motorpflügen / Mulchaggregaten erdoffen gehalten werden. Hier fehlten jedoch die Brutplätze in den Trockenmauern der Hanglagen. Hilfe war nötig. Im Jahr 1999 lief das Pilotprojekt "Umzug des Steinschmätzers" aus den Hanglagen in die sich östlich anschließende leicht hügelige, flurbereinigte Reblandschaft an. In dem neuen Lebens- und Aufzuchtraum sind im Rahmen des Projekts vernetzte Brutplätze durch gezielt angelegte Gabionen und Grobsteinschüttungen geschaffen worden. Beteiligt war ein Verbund von Naturschützern:
Mitglieder des NABU Mittelhaardt
Mitglieder der Pollichia e.V. Bad Dürkheim
Landschaftspfleger des Kulturamts Neustadt a. d. W.
Landschaftspfleger des Straßenbauamtes Worms
Die Teilnehmer-Gemeinschaften der Winzer stimmten zu und das Kulturamt Neustadt und in besonders weitem Ausmaß das Straßenbauamt stellten geeignete Ausgleichsflächen zur Vernetzung der ins Auge gefassten Brutlandschaft mit Gabionen und Steinschüttungen bereit. Pollichia und NABU übernahmen Planung, Regie, Pflege und wissenschaftlich begleitende Beobachtung der Brutentwicklung im neuen Lebensraum. Die Beobachtungen werden gesammelt und dienen dem Bewerten der ökologischen Effizienz der Naturschutzmaßnahme.
Das Projekt mit dem neuen Lebensraum parallel zur B 271 neu ist kein Selbstläufer. Naturschützern fällt die Aufgabe zu, die angebotenen Brutplätze während der Brutzeit durch wöchentliche Kontrollfahrten (meist per Rad) zu sichern.
Erfreulicher Weise respektieren Landarbeiter und Wanderer die Hinweisschilder mit der Bitte um Rücksichtnahme. Zweimal pro Jahr - Februar/März vor Rückkehr des Steinschmätzers aus Afrika und dann vor der Zweitbrutperiode Ende Mai/Anfang Juni - muss das Umfeld der Brutanlagen im Umkreis von 5-10 m gemäht werden. Der Steinschmätzer braucht freien Einflug.
Der Bestand des Steinkauzes in Rheinland-Pfalz war seit 1950 auf ein Drittel zurückgegangen, auf etwa 250 Paare. Der kleine Kauz lebt nicht im Wald, sondern in alten Obstanlagen und in der
offenen Feld- und Wiesenflur. Seine Nahrung sind größere Insekten und Kleinsäuger. In unserer Gegend kam er nur vereinzelt nördlich von Bad Dürkheim vor. Wesentliche Ursache für den Rückgang des
Steinkauzes sind fehlende natürliche Baumhöhlen. Da er künstliche Nistmöglichkeiten akzeptiert, konnten wir, mit solchen Röhren seinen Bestand sichern und ihn wieder südlich und südöstlich von
Bad Dürkheim heimisch werden lassen. NABU-Mitglieder, darunter unsere Gruppe, haben bisher im Landkreis weit über 100 Kauzröhren im offenen Gelände aufgehängt und kontrollieren, reinigen und
reparieren sie ständig. Allein in den 25 Kauzröhren des NABU Mittelhaardt gab es 2014 acht Bruten. Bei einer davon blieb es bei kalten Eiern. 29 Jungkäuze wurden mit den Ringen der Vogelwarte
Radolfzell gekennzeichnet und an Radolfzell gemeldet. Ein sehr schöner Erfolg.